Thermalwasser
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Dem Baden-Badener Thermalwasser, das am Florentinerberg in der Innenstadt entspringt, wird heilende Wirkung nachgesagt. Bereits die Römer wussten die Kraft des bis zu 60°C heißen Wassers zu schätzen, was zur Gründung der Siedlung Aquae (dem heutigen Baden-Baden) und dem Aufstieg zum Hauptort Aquae Aureliae führte. Auch nach dem Abzug der Römer prägte das Thermalwasser die Geschichte der Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Nutzung[Bearbeiten]
Heilwasser und Anwendung[Bearbeiten]
Das Baden-Badener Thermalwasser soll bei Herz- oder Kreislaufbeschwerden, Stoffwechselstörungen oder Atemwegserkrankungen helfen. Es wird in Form von Trink- und Badekur, sowohl innerlich, als auch äußerlich angewendet.
Der Versuch das Baden-Badener Thermalwasser als Heilwasser zertifizieren zu lassen, wurde im Spätjahr 2015 abgebrochen.
In der Trinkhalle war zuvor (?) auf einem Hinweisschild zulesen: "Das Wasser dieser Heilquelle enthält natürliche Mineralstoffe und Spurenelemente - siehe Heilwasseranalyse -. Es ist deshalb nicht wie Trinkwasser zum ständigen Genuß und nicht zur Verwendung über längere Zeit ohne ärztliche Verordnung bestimmt. Deshalb soll pro Tag max 1/8 Liter getrunken werden. CARASANA Bäderbetriebe GmbH Baden-Baden"
Historische Nutzung[Bearbeiten]
Vor der Wiederentdeckung der römischen Badekultur wurde das Thermalwasser in Baden-Baden zum Waschen von Wäsche verwendet. Außerdem gab es an der Stelle des heutigen Alten Dampfbads den Brühbrunnen, an dem die Metzgerzunft geschlachtete Tiere abbrühte. Mit dem zunehmenden Fremdenverkehr zu Beginn des 19. Jahrhunderts war diese Praxis allerdings nicht mehr vereinbar und die Metzgerzunft verlor das Recht zur Nutzung des Brühbrunnens.
In den 1860er Jahren wurde in der Stiftskirche eine Thermalwasserheizung aus Kupferrohren installiert. Sie war bis 1954 in Betrieb stellte sich aber rückblickend als sehr schädlich für das Mauerwerk heraus.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde im Wasser der Büttenquelle ein neues radioaktives Element entdeckt. Findige Geschäftsleute leiteten das Wasser in Rohren zum Palais Hamilton und richteten dort das Büttenquellen-Emanatorium ein, in dem es möglich war die angeblich gesundheitsfördernde Radiumstrahlung der Büttenquelle einzuatmen. Im Jahr 1923 wurde der Betrieb aus mangelndem Interesse der Kurgäste wieder eingestellt.
Geschichte[Bearbeiten]
Römerzeit[Bearbeiten]
Von der Anwesenheit der Römer und ihrer fortschrittlichen Nutzung der heißen Quellen zeugen die Römischen Badruinen, die beim Bau des Friedrichsbads im 19. Jahrhundert entdeckt wurden. Sie sind heute als Museum für Besucher zugänglich.
Frühe Neuzeit[Bearbeiten]
Um das Jahr 1500 waren vor allem Wannenbäder von Bedeutung. Die Gäste badeten in den Herbergen. Außerdem gab es zwei Freibäder am Markplatz, eines für die Baden-Badener Einwohner und eines für Bedürftige, die sich einen Aufenthalt in einer Badeherberge nicht leisten konnten. Sehr lange Bäder bis zu zehn Stunden waren üblich und so war die Kur häufig körperlich sehr anstrengend. Neben der Badekur waren auch die Trink- und die Inhalationskur bereits bekannt.
Beim Großen Stadtbrand von 1689 wurden die bestehenden Badeeinrichtungen zerstört.
19. Jahrhundert[Bearbeiten]
Im 19. Jahrhundert wurde Baden-Baden als Kurort wiederentdeckt. Doch spielte das Thermalwasser dabei eher eine Nebenrolle. Bei der facettenreichen Gesellschaftskur ging es mehr um gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse als um die Heilung und Gesundheit. Das Kurhaus mit dem Casino waren Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Dieses neue Kurviertel jenseits der Oos lag weit entfernt von den Thermalquellen. Dem Dampfbad am Marktplatz war wenig Erfolg vergönnt.
Erst als die Pläne für ein Spielbankverbot bekannt wurden, rückte das Thermalwasser wieder in den Fokus. In Baden-Baden wurde das repräsentative Friedrichsbad und das Kaiserin-Augusta-Bad erbaut. Letzteres besteht heute leider nicht mehr.
Thermalwasserposse 2009-2015[Bearbeiten]
Von 2013 bis 2015 waren die Thermalwasserbrunnen der Stadt abgedreht oder das Wasser wurde über Rohre abgeleitet. An den Brunnen war ein Hinweis der Carasana Bäderbetriebe GmbH zu lesen, dass die Brunnen "wegen Reinigungsarbeiten außer Betrieb" seien. Doch ging es nach einer Verschärfung des Arzneimittelgesetzes um die Frage, ob das Baden-Badener Thermalwasser Heilwasser oder zumindest Trinkwasser sei. Um die Grenzwerte für Arsen einzuhalten wurde eine Entarsenierungsanlage für eine Million Euro gebaut. Doch trotzdem bleiben die Trinkbrunnen außer Betrieb. Stadtrat Rolf Pilarksi sah den Markenkern Baden-Badens in Gefahr und auch die Oberbürgermeisterin Margret Mergen betonte mehrfach, dass ihr die Inbetriebnahme der Brunnen sehr wichtig sei.
Am 17. März 2015 gab Geggus bekannt, dass vorerst nicht gelungen sei, das Prädikat "Heilwasser" zu bekommen. Es könne nicht ausgeschlossen, dass die Trinkwasserbrunnen verkeimt seien. Es sei aber vereinbart, dass die Brunnen ab 30. März 2015 wieder laufen werden, dann eben mit Hinweisschild "Kein Trinkwasser".[1]
Auch aus den Thermalwasserduschen der Thermen strömt nun Wasser mit reduziertem Arsengehalt. Dies sei eine Vorgabe des Gesundheitsamtes gewesen, erläuterte Bürgermeister Geggus in der Gemeinderatssitzung am 23. März 2015.[2]
Seit dem 30. März 2015 fließt nun wieder Thermalwasser aus den Thermalbrunnen. An der Fettquelle ist sogar wieder das das originale ungefilterte Thermalwasser verfügbar. Mit einem spontanen privaten Fest brachten einige Einwohner Baden-Badens, darunter Mitglieder der Trachtengruppe Alt Baden-Badener Bürger e.V. und der Stadtrat Rolf Pilarski, ihre Freude über die Wiederinbetriebnahme der Brunnen zum Ausdruck.[3]
Am 14. Oktober 2015 gaben die Bäder- und Kurverwaltung (BKV), die Carasana GmbH und die Stadt Baden-Baden in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt, dass der Versuch eine arzneimittelrechtliche Herstellungserlaubnis für das Baden-Badener Thermalwasser zu erlangen endgültig abgebrochen wird. Die Brunnen werden ab voraussichtlich Dezember 2015 wieder mit dem ursprünglichen unbehandelten Thermalwasser versorgt. An den Brunnen wird ein Hinweis angebracht, dass es sich bei dem Thermalwasser um kein Trinkwasser handelt und dass das Wasser naturbedingt Arsen und möglicherweise krankheitserregende Keime enthält.[4]
Thermalwasser in Badischen Sagen[Bearbeiten]
Die Sage von der Entstehung der Thermalquellen führt die Entstehung der heißen Quellen auf magische Steine aus dem Mummelsee zurück.
Die Sage vom Baldreit erzählt die Geschichte eines Fürsten der vom Baden-Badener Thermalwasser geheilt wurde und daher bald wieder fort reiten konnte.
Quellen[Bearbeiten]
- Beitrag Thermalwasser-Posse in Baden-Baden in der SWR Landesschau 25.03.2015 (verfügbar in der ARD Mediathek bis 24.09.2015 oder auf YouTube)
- Kleine Geschichte der Stadt Badne-Baden von Dagmar Kicherer, G. Braun Buchverlag 2008, S. 41 ff
Einzelnachweise:
- ↑ Artikel "Wir schaffen es nicht": Kein Trinkwasser von Patrick Frietsch im Badischen Tagblatt 18.03.2015
- ↑ Artikel Duschen mit weniger Arsen von Patrick Frietsch im Badischen Tagblatt 24.03.2015
- ↑ Artikel Wasser für die Wehwehchen in den Badischen Neuesten Nachrichten 04.04.2015 (?)
- ↑ Artikel Kein „Heilwasser“-Status – aber sprudelnde Brunnen von Sarah Kern im Badischen Tagblatt 15.10.2015