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Kurhaus Baden-Baden

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Das Kurhaus (bis 1914 auch als Maison de Conversation oder Konversationshaus bezeichnet[1]) ist das Zentrum des Baden-Badener Kurviertels auf der linken Uferseite der Oos, Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens und eine wichtige Sehenswürdigkeit Baden-Badens. Bekannt ist es durch Friedrich Weinbrenners Architektur, zahlreiche Veranstaltungen und das berühmte Spielcasino. Die charakteristische Fassade mit acht korinthischen Säulen machten es zum Wahrzeichen der Stadt.

Gebäudenutzung[Bearbeiten]

Betritt man das Kurhaus durch den Haupteingang, so befindet man sich im Foyer mit der charakteristischen grünen Treppe. Linker Hand befindet sich im südlichen Seitenflügel das Kurhaus Restaurant. Zwei separate Räume - der Gourmetsaal und die Kulisse - können für Feiern und Veranstaltungen gebucht werden. Bei gutem Wetter können die Gäste auch auf der Terrasse Platz nehmen. Rechts vom Haupteingang befindet sich hinter der Hauptfassade des Mittelbaus der Weinbrennersaal, in dem häufig Konzerte der Baden-Badener Philharmonie stattfinden. Hinter dem Weinbrennersaal schließt im nördlichen Seitenflügel das Spielcasino an. Die prunkvollen historischen Spielsäle wurden von Pariser Innenarchitekten im 19. Jahrhundert gestaltet. Zum Casino gehört auch das Casino Restaurant. Das Automatenspiel befindet sich räumlich getrennt im Untergeschoss des Südflügels. Im hinteren Bereich des Foyers liegt der Zugang zur Tanzbar Equipage. Im Obergeschoss des Kurhauses gibt es zahlreiche weitere Veranstaltungsräume. Das Herzstück ist dabei der tonnengewölbte große Bénazetsaal. Die unterschiedlich dimensionierten Säle bieten auch Platz für kleinere Veranstaltungen. Unter dem Kurhaus und dem Kurgarten befindet sich die Kurparkgarage. Die Garage bietet einen direkten Zugang zum Kurhaus.

Geschichte[Bearbeiten]

Der Ort jenseits der Oos außerhalb der Stadtmauern Baden-Badens, an dem heute das Kurhaus steht, wurde 1765 von August Georg von Baden ausgesucht, um dort zum Zwecke der Unterhaltung der Gäste der Stadt ein Promenadehaus errichten zu lassen. Dieses hölzerne Gebäude wurde 1766 fertiggestellt. Eine Kastanienallee, die später mit den Kurhauskolonnaden bebaut wurde, verband das Gebäude mit dem südlichen Beuerner Stadttor. Der Erfolg des Promenadehaus war gering, die Stadt wollte keine weiteren Gelder investieren und so ging das Gebäude 1802 in den Besitz des Staates über.

Die Zahl der Gäste in der Kurstadt stieg am Anfang des 19. Jahrhunderts kontinuierlich an. 1810 wurde neben dem Promenadehaus ein weiterer Holzbau errichtet, der als "Komödienhaus" diente. Schließlich entschied Großherzog Ludwig den Ausbau der Kuranlagen am Marktplatz einzustellen und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf das heutige Kurgelände jenseits der Oos, fernab der heißen Quellen. Er ließ seinen Baumeister Friedrich Weinbrenner ab 1821 ein neues Konversationshaus planen, dessen Bau 1822 bis 1824 von den Baumeistern Berckmüller und Holb ausgeführt wurde. Weinbrenners Konversationshaus orientierte sich an dem Kurhaus in Wiesbaden, wich aber auch in wesentlichen Teilen vom Vorbild ab. Es bestand aus drei Baukörpern. Im Mittelteil, mit der charakteristischen Säulenfassade, befand sich der große Festsaal, der heute als Weinbrennersaal bezeichnet wird und drei Spiel- und Gesellschaftszimmer an der Rückseite. Nord- und Südflügel sind jeweils durch eine Galerie vom Mittelbau getrennt. Im Südflügel, in dem das ursprüngliche Promenadehaus aufgegangen war, befand sich die Gastronomie, im Nordflügel das Theater. Das Konversationshaus war für Tanz, Spiel und große Veranstaltungen vorgesehen. Unter dem Pächter Antoine Chabert entwickelte es sich schnell zur internationalen Attraktion. Das Glücksspiel wurde im Konversationshaus monopolisiert.

Das Verbot des Glücksspiels 1837 in Frankreich führte zu einem Besucherandrang auf die deutschen Spielbanken. Der bisherige Pächter der Pariser Casinos Jacques Bénazet übernahm 1838 die Spielbank in Baden-Baden. Bereits kurz darauf ließ er den Ostflügel und den Mittelbau durch Pierre-Lucas-Charles Ciceri umgestalten. Er setzte auf die neobarocke Innenarchitektur, die zu dieser Zeit in Paris Mode war. Diese Umbauten sind heute nicht mehr erhalten. Bénazet verstand es durch unternehmerisches Geschick und opulente Werbekampagnen Baden-Baden weiter international bekannt zu machen. Die Stadt avancierte so zur Sommerhauptstadt Europas und die Spielbank zur wichtigsten Einnahmequelle.

Nach dem Tod Jacques Bénazets 1848 setze sein Sohn Edouard dessen Werk fort. Er ließ von 1853 bis 1854 den rechten Seitenflügel ausbauen, um hier das Spielcasino in neuen, pompösen Räumlichkeiten unterbringen zu lassen. An der Stelle von Weinbrenners Theater entstanden nach Entwürfen von Charles Séchan weitere Spiel- und Gesellschaftsräume. Das Theater erhielt dafür am Goetheplatz ein eigenes Gebäude. Dem Umbau im Inneren stimmte das Bezirksamt Baden-Baden zu. An der Fassade sollten aber keine Änderungen vorgenommen werden, worauf insbesondere Baudirektor Heinrich Hübsch besonderen Wert legte.

Nach dem Deutsch Französischen Krieg blieben die internationalen Gäste aus. Im neu gegründeten Deutschen Reich wurde das Glücksspiel 1872 verboten. Das Konversationshaus verlor seine Hauptattraktion und insgesamt an Bedeutung. Bereits um 1900 war das Konversationshaus sanierungsbedürftig. Besondere Sorge bereitete der Südflügel mit der Gastronomie, der im Kern noch auf das Promenadehaus des 18. Jahrhunderts zurück ging. Ein jahrelanger heftiger Streit entbrannte, wie nun weiter vorzugehen sei. Insbesondere Stadt und Staat, dem das Konversationshaus gehörte, konnten sich nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen. Es wurden auch Pläne diskutiert, die einen kompletten Abriss des Konversationshauses und anschließenden Neubau vorsahen, so geschehen in Wiesbaden 1904. Doch schließlich einigte man sich auf die Umsetzung der Pläne von August Stürzenacker, die auch denkmalpflegerischen Ansprüchen gerecht wurden. Der Südflügel wurde komplett abgetragen und neu errichtet. Davor entstand eine überdachte Terrasse für das Restaurant. Aus Symmetriegründen fügte Stürzenacker dem Nordflügel einen vergleichbaren Baukörper hinzu. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte man den Eingang aus der Mittelachse heraus nach links verlegt, Stürzenacker gestaltete nun das Foyer erheblich um. Im Obergeschoss fügte er unter anderem einen großen tonnengewölbten Konzertsaal hinzu, den heutigen Bénazetsaal.

Seit dem ist das Kurhaus durch zahlreiche große Veranstaltungen international aufgefallen. Der Schachweltmeisterschaftskampf 1934 zwischen Alexander Aljechin und Efim Bogoljubow wurde im großen Saal des Kurhauses eröffnet. Am 3. April 2009 war das Kurhaus Veranstaltungsort des NATO-Gipfels, der anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des westlichen Verteidigungsbündnisses statt fand.

Im Jahr 2011 investierte die Bäder- und Kurverwaltung Baden-Württemberg 8,2 Millionen Euro in die Renovierung und Neugestaltung des Bénazetsaals.[2]

Siehe auch[Bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten]

  • Ulrich Coenen Von Aquae bis Baden-Baden - die Baugeschichte der Stadt und ihr Beitrag zur Entwicklung der Kurarchitektur Aachen, Mainz 2008, ISBN 3-8107-0023-1 Kap. 3.2
  • Ulrich Coenen Die Kurhäuser in Baden-Baden und Wiesbaden - Ein neuer klassizistischer Bautyp innerhalb der Bäder- und Kurarchitektur und seine Einbindung in die Landschaft. In: Die Ortenau - Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelbaden, Bd. 101 (2021), S. 231 - 260.
  • Manfred Söhner Baden-Baden. Kunst und Kultur entlang der Oos Aquensis Verlag Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-937978-10-9
  • Dagmar Kicherer Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden G.Braun Buchverlag Leinfelden-Echterdingen 2008, ISBN 978-3-7650-8376-1

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Dagmar Kicherer Kleine Geschichte der Stadt Baden-Baden G.Braun Buchverlag Leinfelden-Echterdingen 2008, ISBN 978-3-7650-8376-1, S. 135
  2. Pressemitteilung Die "gute Stube" der Bäderstadt strahlt im neuen Glanz des Kurhauses vom 18. August 2011
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Kaiserallee 1
76530 Baden-Baden

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