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Die Jungfrau auf Burg Lauf (Sage)

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Fresko in der Trinkhalle

Zusammenfassung[Bearbeiten]

Eines Nachts sucht ein junger Ritter auf der Burg Neuwindeck Unterkunft. Die Burg ist nahezu verlassen, nur in einem Raum sieht der junge Mann Licht. Dort trifft er auf eine geheimnisvolle, schöne Frau. Sie gibt ihm zu essen und zu trinken. Vom Wein ermutigt hält der Ritter um die Hand der Frau an. Erst als er vor dem Traualtar steht, wird ihm bewusst, dass die Frau ein Gespenst ist. Von einem nahen Hof ist ein Hahnenschrei zu hören und damit endet der Spuk.

Originaltext[1][Bearbeiten]

Der Ritter Eginhard fand auf der Burg zu Lauf,

Verirrt in später Nacht, die Thore alle auf.

Wie ausgestorben war es, wo er sein Auge wandt',

Bis endlich er im Saale ein Mägdlein einsam fand;

Gestützt auf einen Tisch, vor einem matten Licht,

Sah sie vor lauter Gedanken den Ritter anfangs nicht.

Auf ihr Gesicht gar lieblich fielen die Locken leicht,

Die Rosen ihrer Wangen schienen von Kummer gebleicht.

Der Ritter, sich tief verbeugend, begrüßt die einsame Maid,

Sie nickte mit dem Haupte ihm einen stummen Bescheid.

Er bat sie drauf um Lager und Herberg für die Nacht,

Da hat sie Wein und Speise ihm freundlich dargebracht.

Nur Eines fehlt dem Mahle, daß es ihm hätte behagt -

Das Wort, das Alles würzet; er hätt' es ihr gerne geklagt.

Drum war es auch dem Ritter unheimlich nur zu Muth,

Bis daß des Weines Geister aufregten ihm das Blut.

"Seid Ihr des Schloßes Fräulein?" - frug er sie voll Begier.

Sie nickte leise lispelnd: "Ich bin die letzte hier!"

Darauf ermuthigt küßt' er des Fräuleins zarte Hand,

Und bat von ihrer Liebe sich aus ein Unterpfand.

Da ward ihr Antlitz heiter, ihr Auge klar und hell,

Sie schmückt die schwarzen Locken mit Rosmarin sich schnell,

Nimmt dann zwei güldne Ringe und faßt den Ritter an,

Daß er, von Grau'n ergriffen, nur mühsam folgen kann.

Drauf traten ganz ehrwürdig zwei Greise hin zum Paar,

Und führten fromm bedächtig dasselbe zum Altar.

Dort lag auf einem Grabe im schönen Kirchenornat,

Gegossen aus Erz ein Bischof; zu ihm das Fräulein trat,

Der Todte wird lebendig; der Bischof sieht sie an,

Und wendet mit hohler Stimme sich an den Ritter dann:

"Habt Ihr, o Ritter Eginhard, Euch zum Gespons erseh'n

Der letzten Sproß von Windeck, die Rose zart und schön?" -

Der Ritter bebte knabenhaft vor solchem Abenteu'r,

Was er dort hat erfahren, das war zu ungeheu'r.

Doch kaum hört man den Hahnschrei aus einem Nachbarort,

Da waren die Gespenster alle wie weggezaubert fort.

Die Windsbraut stürmte mächtig im weiten Kirchenraum,

Verwundert war der Ritter des Morgens ob dem Traum.

Ludwig Wihl

Siehe auch[Bearbeiten]

Die todte Braut (Sage) - eine andere (längere) Fassung dieser Sage in Erzählform von Alons Schreiber

Quellen[Bearbeiten]

  1. Badisches Sagen-Buch II auf Wikisource, S158