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Keller's Bild (Sage)

Aus Stadtwiki Baden-Baden

Fresko in der Trinkhalle

Originaltext[Bearbeiten]

Es lag ein altes Nymphenbild

Im Tannenforst begraben,

Wo vormals Heiden grimm und wild

Mit Blut geopfert haben.


Es lag in seinem Waldversteck

Wohl tausend Jahr vergessen,

Bis diesen Schatz ein Junker keck

Zu heben sich vermessen.


Einst ritt Herr Keller durch den Wald

In später Nacht alleine;

Da winkt ihm eine Frau'ngestalt

Am Weg im Mondenscheine.


Ihr Auge kühn und minneklar

Hat schnell sein Herz umsponnen,

Doch bot er Hand und Gruß ihr dar, -

Schnell war das Bild zerronnen.


Durchforschen ließ er drob den Platz,

Wo ihn der Schein betrogen,

Viel Klafter tief, so ward der Schatz

Zum Licht emporgezogen.


Und als das schöne Nymphenbild

Nun prangt' an jener Stätte,

Da schien sein Sehnsuchtstraum gestillt,

Als ob es Odem hätte.


Man sah ihn still um Mitternacht

Das holde Weib umfangen,

Es hielt, vom Marmortod erwacht,

Ihn fest mit Gluthverlangen.


Das hat kein sterblich Ohr belauscht,

Was Die zusammen kos'ten,

Die Tannen krachten sturmdurchrauscht,

Des Berges Quellen tos'ten.


Und als des Frühthau's erstes Naß

Den Jäger rief zum Haine,

Da lag Herr Keller marmorblaß,

Ein Leichnam, bei dem Steine.


Drob war im Thal der Oos und Murg

Viel Leids und ängstlich Wesen,

Man ließ zu Baden auf der Burg

Dem Junker Messen lesen.


Zerschlagen war das Marmorweib,

Der Höllenspuck vernichtet,

Und an dem Ort zum Fluchvertreib

Ein Kreuzbild aufgerichtet.

Eduard Brauer

Siehe auch[Bearbeiten]

Keller's Bild und Kreuz (Sage) - eine andere Fassung dieser Sage von Aloys Schreiber

Quelle[Bearbeiten]

August Schnezler Badisches Sagenbuch (1846) bei Googlebooks S201