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Iwan Sergejewitsch Turgenew

Aus Stadtwiki Baden-Baden

Iwan Turgenew 1874

Iwan Sergejewitsch Turgenew (auch Turgenjew oder Turgenev, * 9. November 1818 bei Orjol † 18. September 1883 in Bougival bei Paris) war ein russischer Schriftsteller und gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des russischen Realismus. Von 1863 bis 1870 hatte Turgenew seinen festen Wohnsitz in Baden-Baden. Er residierte in der Villa Turgenew in der Fremersbergstraße. Im Jahr 2000 wurde in der Lichtentaler Allee zu seinem Andenken ein Denkmal errichtet.

Leben[Bearbeiten]

Turgenew wurde am 9. November 1818 auf dem elterlichen Gut Spasskoje bei Orjol in Russland geboren. Seine Familie entstammte einem alten Adelsgeschlecht und war sehr wohlhabend. Auf dem Gut arbeiteten mehrere tausend Leibeigene. An die Lebensumstände dieser Leibeigenen und an seine Kindheit erinnert sich Turgenjew später: "Ich wurde geboren und wuchs auf in einer Atmosphäre, wo Faustschläge, Tritte, Prügel, Ohrfeigen und ähnliches an der Tagesordnung waren. Auch ich wurde für jede Kleinigkeit fast täglich verprügelt."[1]

Zuerst wurde Turgenew auf dem elterlichen Gut von Privatlehrern unterrichtet. Ab 1827 besuchte er ein Pensionat in Moskau und beschäftigte sich dort intensiver mit der europäischen Kultur. Ab 1833 studierte er Literatur, zuerst in Moskau, dann von 1834 bis 1837 in Sankt Petersburg. Danach reiste er für weitere Studien nach Berlin und Heidelberg.

Im Jahr 1843 traf er in St. Petersburg erstmals auf die Sopranistin Pauline Viardot-Garcia. Es entwickelte sich ein langjährige Liebschaft. Nach dem Tod seiner Mutter übernahm Turgenew das Gut und gab die Leibeigenen frei.

Das Erscheinen seines Werks "Aufzeichnungen eines Jägers" 1852 brachte Turgenew erste Bekanntheit ein. In den Erzählungen zeichnet er ein realistisches Bild der Lebensumstände der russischen Landbevölkerung und deren Ausbeutung durch die adeligen Gutsbesitzer. Vermutlich war die Veröffentlichung nur durch ein Versehen der Zensurbehörden möglich geworden. Im gleichen Jahr wurde Turgenew wegen der unerlaubten Veröffentlichung eines Nachrufs auf den Tod Gogols verhaftet und für anderthalb Jahre auf sein Gut verbannt.

Im Jahr 1855 reiste er nach Paris zu seiner Geliebten. Er kehrt nur noch gelegentlich nach Russland zurück. Die Veröffentlichung seines Romans "Väter und Söhne" 1862 führte zu kontroversen Diskussionen in Russland.

Als die Familie Viardot 1863 nach Baden-Baden zieht, lässt sich auch Turgenew in der Stadt an der Oos nieder. Nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs folgt er den Viardots zuerst nach London später nach Bougival bei Paris. Im Jahr 1883 stirbt er dort an Rückenmarkkrebs.

Quellen[Bearbeiten]

Einzelnachweise:

  1. Klaus Dornacher (Hrsg.): Turgenjew für unsere Zeit. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1989, S.XXIV.