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Festspielhaus Baden-Baden

Aus Stadtwiki Baden-Baden

Das Festspielhaus Baden-Baden ist mit 2.500 Sitzplätzen das größte Opern- und Konzerthaus Deutschlands und gehört zu den größten Spielstätten der klassischen Musik in Europa. Nach der Eröffnung 1998 war es zunächst in finanzielle Schieflage geraten, schaffte aber die wirtschaftliche Sanierung und kommt seit 2002 ohne öffentliche Subventionen für den laufenden Betrieb aus. Das ist einzigartig in der deutschen Hochkultur und hat daher Modellcharakter. Künstlerisch setzt das Festspielhaus überwiegend auf große Namen und gehört inzwischen zur ersten Klasse der europäischen Kulturinstitutionen. Klassische Konzerte, Ballette und Opern prägen das Programm. Fünf Festspielperioden gliedern den Spielplan in Winter-, Oster-, Pfingst-, Sommer- und Herbstfestspiele. Das Festspielhaus macht Baden-Baden zu einer international bedeutenden Festspielstadt und sorgt für steigende Übernachtungszahlen und Umsätze.

Programm[Bearbeiten]

Fünf Mal im Jahr ist in Baden-Baden Festspielzeit, mit jeweils mindestens einer Opernproduktion und zahlreichen klassischen Konzerten. Den Saisonauftakt im Festspielhaus bilden die Herbstfestspiele Ende September/Anfang Oktober. Es folgen die Winterfestspiele im Januar oder Februar. Seit 2013 finden die Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern in Baden-Baden statt. Die traditionsreichen Herbert von Karajan Pfingstfestspiele sind seit der Eröffnung des Hauses Bestandteil und Höhepunkt des Programms. Mit den Sommerfestspielen endet die Saison.

Zwischen den Festspielphasen gibt es zahlreiche weitere klassische Veranstaltungen. Regelmäßig gastiert das Hamburg Ballett - John Neumeier in Baden-Baden. In den letzten Dezemberwochen stehen traditionell Ballettaufführungen des Mariinsky-Ballett St. Petersburg auf dem Spielplan. Abwechslung vom klassischen Programm bieten Jazzabende, Musicals und andere moderne Entertainmentshows.

Vor zahlreichen Veranstaltungen finden Einführungsvorträge im Foyer auf Ebene 3 statt, die für Festspielhausbesucher kostenlos sind.

Im Festspielhaus wird auch viel für die Förderung der Jugend getan. Beispielsweise ermöglicht das Projekt Kolumbus - Klassik entdecken Schulklassen der Region den Besuch von Veranstaltungen im Festspielhaus zum Vorzugspreise von 10 Euro pro Karte. Voraussetzung dafür ist, dass die entsprechende Veranstaltung im Unterricht vorbereitet wurde.

Allgemeine Informationen[Bearbeiten]

Tickets bestellen[Bearbeiten]

Eintrittskarten können über die Website des Festspielhauses oder die Buchungshotline +49 (0)7221 30 13-101 bestellt werden.[1] Im Rahmen des Educationprogramms wird das Junge Ticket angeboten, das es jungen Menschen ermöglicht, ausgesuchte Veranstaltungen zum Sonderpreis von 10 Euro zu besuchen.

Anfahrt, Parken, Öffnungszeiten[Bearbeiten]

Wenn Sie mit dem Auto die Autobahn A5 an der Ausfahrt Baden-Baden verlassen, fahren Sie nach Baden-Baden und folgen dort der Ausschilderung "Festspielhaus/Casino". Direkt neben dem Festspielhaus befindet sich die Festspielhaustiefgarage. Kurz vor den Veranstaltungen kann es zu Staus kommen, weshalb empfohlen wird, frühzeitig anzureisen.

Bei der Anreise mit der Bahn steigen Sie am Bahnhof Baden-Baden aus. Von dort können Sie entweder mit dem Taxi oder mit den Buslinien 201, 205, 216, 243, 244, 245 stadteinwärts in etwa 15 Minuten zur Haltestelle Festspielhaus fahren. Seit der Saison 2013/2014 gelten die Eintrittskarten für das Festspielhaus Baden-Baden auch als Fahrkarte für Busse und Bahnen des Karlsruhe-Verkehrsverbunds (KVV).[2]

Das Festspielhausfoyer mit seinen Bars öffnet 90 Minuten vor Veranstaltungsbeginn.

Geschichte[Bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten]

Bereits während Baden-Badens Blütezeit im 19. Jahrhundert gab es Pläne ein Festspielhaus in der Kurstadt zu errichten. Kein Geringerer als Richard Wagner spielte mit dem Gedanken Baden-Baden als Standort zu wählen, gab dann aber doch Bayreuth den Vorzug.

Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden von dem Verein Symphoniehaus e.V. Anstrengungen unternommen, ein Festspielhaus an der Oos zu erbauen, was aber letztlich nicht gelang.

Seit den 1980er Jahren wurde diese Idee dann erneut aufgenommen. Insbesondere der Baden-Badener Kunstmäzen Ermano Sens-Grosholz setzt sich für den Bau eines großen Veranstaltungshauses ein und gründete ein "Comité zur kulturellen Förderung Baden-Badens". Ehrenpräsidentin wurde Eliette von Karajan, die Witwe von Herbert von Karajan.

Bauphase und Eröffnung[Bearbeiten]

Im Mai 1995 wurde der Wiener Architekt Wilhelm Holzbauer und der Stuttgarter Bauexperte Walter Veyhle mit dem Bau des Festspielhauses beauftragt. Am 10. Mai 1996 übernahm die damalige Kanzlergattin Hannelore Kohl den ersten Spatenstich für das im Entstehen begriffene Festspielhaus. Die Baukosten blieben im budgetierten Rahmen von rund 60 Millionen Euro. Am 18. April 1998 wurde das Haus von Valery Gergiev und dem World Orchestra for Peace feierlich eröffnet.

Drohende Insolvenz und öffentliche Anschubfinanzierung[Bearbeiten]

Bereits vor der Eröffnung war das geplante Betriebsmodell in der Öffentlichkeit auf Kritik gestoßen. Managementfehler und teure Kartenpreise sorgten von Beginn an für niedrige Besucherzahlen, die deutlich unter den Planzahlen lagen. Das geringe Besucherinteresse in Kombination mit einer ungenügenden Kapitalausstattung führte beinahe zu einem Fiasko - nur drei Monate nach der Eröffnung stand das Festspielhaus vor der Insolvenz. Die Betreibergesellschaft DEKRA zog sich zurück und die Geschäftsführer, sowie der künstlerische Leiter wurden von ihren Aufgaben entbunden. Die Stadt Baden-Baden übernahm das Festspielhaus für den symbolischen Preis von 50 Cent und verhinderte dadurch die Insolvenz.

Der neue Intendant Andreas Mölich-Zebhauser sorgte mit einer Aufsehen erregenden Freikartenaktion zu den Mariinsky-Sommerfestspielen 1998 für ein gefülltes Haus und sicherte sich die Aufmerksamkeit der Presse. Im Herbst 1998 wurde Michael Drautz Geschäftsführer des Festspielhauses. Für den künstlerischen Bereich übernahm Dr. Johannes Bultmann die Verantwortung. Im Frühjahr 1999 wurde ein dreijähriger Sanierungsplan erarbeitet und ein Antrag auf eine öffentliche Anschubfinanzierung gestellt. Nach einer positiven Plausibilitätsprüfung durch McKinsey & Company Inc. wurde die Finanzierung von insgesamt 6,5 Millionen Euro verteilt auf drei Geschäftsjahre bewilligt und die Sanierung gestartet. Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Baden-Baden trugen die Kosten jeweils zur Hälfte.

Von der Umkehr des Negativtrends zur schwarzen Null[Bearbeiten]

In der Folgezeit zeigten die Sanierungsmaßnahmen Wirkung, die Besucherzahlen entwickelten sich positiv und der Freundeskreis Festspielhaus Baden-Baden e.V. verzeichnete neue Mitglieder. Engagierte Musikliebhaber gründeten die private Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden, die dann für symbolische 50 Cent alle Gesellschaftsanteile der Betriebsgesellschaft von der Stadt Baden-Baden übernahm.

Bei den Pfingstfestspielen im Juni 2000 stand Mozarts Oper "Idomeneo" auf dem Spielplan. Zwei Stunden vor der Premiere kam es zu einem technischen Defekt an der Sprinkleranlage. 40.000 Liter Wasser stürzten auf die Bühne. Nur mit Hilfe der Haarkünstler der Stadt Baden-Baden, die mit ihren Föhngeräten beim Trocknen von Lampen und Elektrik halfen, gelang es das Stück am folgenden Tag aufzuführen.[3]

Die erste Operneigenproduktion La traviata im Jahr 2001 fand nationale Anerkennung. Die Besucherzahlen stiegen weiter und die Gewinnung von Stiftern und Sponsoren verlief erfolgreich. In der Spielzeit 2001/2002 erreichte das Festspielhaus die schwarze Null und bestreitet seit dem den Betrieb gänzlich ohne öffentliche Subventionen.

Im Jahr 2003 startete das Bildungsprojekt Kolumbus - Klassik entdecken. Außerdem wurde der Herbert von Karajan Musikpreis ins Leben gerufen. Im Dezember 2003 wurde Der Ring der Nibelungen in einer ersten zyklischen Aufführung durch das Mariinsky-Theater St. Petersburg und unter der Leitung von Valery Gergiev gezeigt. In der Spielzeit 2005/2006 verdoppelte das Festspielhaus die Anzahl der Festspielperioden von zwei auf vier. Internationale Medien berichteten äußerst positiv über die verschiedenen Inszenierungen in Baden-Baden. In der darauffolgenden Spielzeit 2006/2007 stellte das Festspielhaus in einem ersten Künstlerportrait die französische Pianistin Hélène Grimaud vor. Im Jahr 2006 wurde das Festspielhaus-Magazin mit dem Best of Corporate Publishing Award ausgezeichnet.[4]

Zwischenfazit zum 10. Geburtstag[Bearbeiten]

Im Jubiläumsjahr 2008 hatte der Freundeskreis Festspielhaus Baden-Baden erstmals mehr als 1.300 Mitglieder. Die private Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden zählte zu dieser Zeit 20 Stifter und hatte über 20 Millionen Euro eingeworben. Anlässlich des Jubiläums untersucht die Universität St. Gallen den regionalwirtschaftlichen Effekt des Festspielhauses Baden-Baden. Die Studie belegte einen Kaufkraftzufluss für Baden-Baden von 46 Millionen Euro, der durch die Festspielhausbesucher jährlich generiert wird. Beim Festakt zum 10. Geburtstag des Hauses am 14. September 2008 lobte der Komponist und Dirigent Pierre Boulez in seiner Rede die "radikale Idee", das größte deutsche Opern- und Konzerthaus in ein kleines Schwarzwaldtal zu bauen und privat zu betreiben.

Nach 2008[Bearbeiten]

Seit dem zehnjährigen Jubiläum gab es zahlreiche vielbeachtete Konzerte und Opernproduktionen in Baden-Baden. Einige wurden auch im Fernsehen live übertragen und auf DVD veröffentlicht. Mit der Kinderoper Die chinesische Nachtigall von Esther Hilsberg fand die erste Opernuraufführung am 27. Juni 2009 im Festspielhaus statt. Bei den Pfingstfestspielen 2011 war Bundeskanzlerin Angela Merkel anwesend und sah sich gemeinsam mit ihrem Ehemann die neu inszenierte Oper Salome von Richard Strauss an. Beim ersten Kinder-Mitmach-Konzert im November 2011 musizierten 200 Kinder gemeinsam mit dem Orchester der Hochschule für Musik Karlsruhe. Seit 2013 finden die Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker nicht mehr in Salzburg sondern in Baden-Baden statt. Bei den ersten Baden-Badener Osterfestspielen vom 23. März bis zum 1. April 2013 präsentierten sich die Berliner Philharmoniker vor 30.000 Besuchern in 30 Veranstaltungen.[5]

Gebäude[Bearbeiten]

Das Festspielhaus wurde von 1996 bis 1998 an den Alten Stadtbahnhof angebaut, der mit der Schließung der Stichbahnstrecke Baden-Oos Baden-Baden 1977 seine eigentliche Funktion verloren hatte. Zwischenzeitlich nutzte das Casino Baden-Baden das denkmalgeschützte neoklassizistische Bahnhofsgebäude für das Automatenspiel. Das eigentliche Festspielhausgebäude wurde als schlichter und funktionaler Neubau auf dem ehemaligen Gleiskörper errichtet und durch eine Glaspassage mit dem Bahnhofsgebäude verbunden. Das aufwändig sanierte Bahnhofsgebäude dient heute als repräsentativer Eingangsbereich und beherbergt das Festspielhausrestaurant AIDA. Auf diese Weise konnten Denkmalschutz, Repräsentationsansprüche des Festspielhauses und das recht knapp bemessene Budget von 60 Millionen Euro in Einklang gebracht werden.

Der Neubau hat einen querrechteckigen Grundriss von 90 x 50 m und wird vom 33 m hohen Bühnenturm überragt. Für die Planung zeichnete der Wiener Architekt Wilhelm Holzbauer verantwortlich. Das Festspielhaus ist technisch auf dem neuesten Stand. Die Idealwerte der Akustik des Bühnenraums berechnete der Münchner Physiker Karlheinz Müller. Die wichtige raumakustische Kenngröße Nachhallzeit liegt bei vollbesetztem Haus bei 1,8 Sekunden und entspricht so dem Wert der Semperoper in Dresden. Bis zu 2.500 Menschen finden im Zuschauerraum Platz. Dieser besitzt ein ansteigendes Parkett und zwei gestaffelte Balkone.

An das Gebäude des Festspielhauses grenzt die Hector-Berlioz-Anlage an. Bei dieser Anlage handelt es sich um einen kleinen Park mit See und Wasserspiel.

Wirtschaftliche Bedeutung für Baden-Baden[Bearbeiten]

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums wurde 2008 das Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus der Universität St. Gallen beauftragt die regionalwirtschaftlichen Effekte des Festspielhauses zu untersuchen.

Als Datenbasis diente die Erfolgsrechnung der Festspielhaus und Festspiele Baden-Baden gGmbH für das Jahr 2006 sowie eine Besucherumfrage des Festspielhauses, die im Dezember 2007 durchgeführt wurde. Der Untersuchung zu folge geben auswärtige Besucher des Festspielhauses jährlich 52 Millionen Euro in der Stadt Baden-Baden aus. Davon entfallen etwa 15 Millionen Euro auf die Eintrittskarten und die Verpflegung im Festspielhaus. Außerdem gehen 17 Prozent der jährlich registrierten Übernachtungen in gewerblichen Betrieben der Stadt Baden-Baden auf Besucher des Festspielhauses zurück. Das sind jährlich 80.000 Übernachtungen.[6]

Quellen[Bearbeiten]

  • Chronik auf der offiziellen Website des Festspielhauses (inzwischen nicht mehr online verfügbar)
  • Manfred Söhner Baden-Baden. Kunst und Kultur entlang der Oos Aquensis Verlag Baden-Baden 2007, ISBN 978-3-937978-10-9 S. 13 ff.
  • Ulrich Coenen Von Aquae bis Baden-Baden - die Baugeschichte der Stadt und ihr Beitrag zur Entwicklung der Kurarchitektur Aachen, Mainz 2008, ISBN 3-8107-0023-1 S. 607 ff.

Einzelnachweise:

  1. Tickets buchen
  2. Festspielhaus Magazin 2013/2 S.3
  3. ZEIT.de Sprinkleranlagezwischenfall
  4. Best of Coporate Publishing Award Preisträger 2006
  5. Bilanz der Osterfestspiele 2013 (inzwischen nicht mehr online abrufbar)
  6. Studie regionalwirtschaftlicher Effekt der Universität St. Gallen (inzwischen nicht mehr online abrufbar)


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Adresse

Beim Alten Bahnhof 2
76530 Baden-Baden

Kontakt

Telefon: +49 (0)7221 30130
Fax: +49 (0)7221 3013114
E-Mail: info@festspielhaus.de
Web: http://www.festspielhaus.de

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