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Attentat auf Wilhelm I. (1861)

Aus Stadtwiki Baden-Baden

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Am 14. Juli 1861 fand in der Lichtentaler Allee das erste Attentat auf König Wilhelm I. von Preußen statt. Der Attentäter Oskar Becker gab zwei Schüsse auf den König ab, verletzte diesen aber nur leicht.

Attentat und Folgen

Das Attentat ereignete sich am 14. Juli 1861 nur einige Monate nachdem Wilhelm I. den Thron bestiegen hatte. Der König war wieder einmal zur Kur in Baden-Baden und unternahm einen seiner regelmäßigen Vormittagsspaziergänge in der Lichtentaler Allee. Wie so oft war er zuerst alleine unterwegs, traf dann aber zufällig den preußischen Gesandten, Graf Flemming, der ihn daraufhin begleitete. Die beiden waren etwa 150 m[1] von der Kettenbrücke und dem Hirtenhäuschen in Richtung Kloster Lichtenthal gegangen, da überholte sie ein junger Mann, zog seinen Hut und grüßte freundlich. Kurz darauf blieb der Mann stehen und ließ nun König Wilhelm I. und Graf Flemming passieren. Dann fielen zwei Schüsse. Der König wandte sich um und sah den jungen Mann drei Schritte hinter sich stehen. Der Graf rief: "Wer hat geschossen? Haben Sie geschossen?" Der 22-jährige Oskar Becker antwortete: "Ich, auf den König!" Herbeieilende Passanten halfen bei der Festnahme Oskar Beckers. Er hatte mit einer doppelläufigen Terzerol, einer kleinen Vorderladerpistole, die Schüsse abgegeben.

In einem Bekennerschreiben, das er bei sich trug, machte Oskar Becker Angaben zu seinem Motiv:

"Baden, 13. Juli 1861. Das Motiv, weshalb ich Se. Maj. den König von Preußen erschießen werde, ist, daß derselbe die Einigkeit Deutschlands nicht herbeiführen kann und die Umstände überwältigen, daß die Einheit stattfindet; dieserhalb muß er sterben, daß ein anderer es vollbringt. Man wird mich um der That willen lächerlich machen oder für überspannt halten; ich aber muß die That vollziehen, um das deutsche Vaterland glücklich zu machen. Oskar Becker, stud. jur. aus Leipzig."

Eine der beiden Kugeln hatte den König verfehlt, die andere hatte seine Halsbinde gestreift. Der König wurde im Hirtenhäuschen an der Klosterwiese verarztet. Die leichte Quetschung am Hals, stellte sich allerdings als ungefährlich heraus. Der König setzte seinen Spaziergang fort und traf am Kloster Lichtenthal auf seine Frau, die herbei geeilt war und kehrte mit ihr zurück ins Hotel Maison Messmer.

Am Abend veranstalteten die Baden-Badener einen Fackelzug und feierten den glimpflichen Ausgang des Attentats.

Oskar Becker wurde von einem Schwurgericht zu 20 Jahren Haft in einem Zuchthaus verurteilt. 1866 wurde er nach Fürsprache des Königs Wilhelm I. begnadigt. Eine Auflage der Begnadigung war, dass er das Land verlassen musste. So wanderte er in die USA aus, kam aber zwei Jahre später wieder zurück. Er verstarb kurz darauf am 16. Juli 1868 in Alexandria.

Die Waffe

Der doppelläufige Terzerol mit dem Oskar Becker auf Wilhelm I. schoss, wird heute vermutlich im Generallandesarchiv Karlsruhe (Inv. Nr. 250 Nr. 17) verwahrt. Allerdings gibt es an dieser Aussage Zweifel.[2] Das Museum LA8 zeigte in der Ausstellung Die Preußen im Westen im Herbst 2015 zwei baugleiche Pistolen mit Zubehör. Eine der beiden Waffen könnte die Originaltatwaffe gewesen sein.

Quellen

  • Rolf Gustav Haebler Geschichte der Stadt und des Kurortes Baden-Baden 2. Band, Verlag Dr. Willy Schmidt Baden-Baden, 1969
  1. Stadtführer Baden-Baden des Arbeitskreises für Stadtgeschichte Baden-Baden 1994 S.166
  2. Benutzerfeedback im Februar 2018, siehe Diskussionsseite